Eine 22-Jährige hat eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten für sich erstellt; in einem Interview sagt sie, was ihre Beweggründe waren
Interview mit Lisa Bosch, 22, Hotelfachfrau
Frage: Frau Bosch, Sie sind 22 Jahre alt und gesund und munter. Kürzlich haben Sie sich eingehend beraten lassen und dann Ihre Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten unterschrieben.
Ist Ihnen bewußt, daß Sie damit rund 40 Jahre unter dem Durchschnittsalter liegen, in dem die meisten über diese Art der Vorsorge nachzudenken beginnen?
Antwort: Nein, das war mir nicht klar. Zustoßen kann einem doch in jedem Alter etwas…
Frage: Gab es für Sie einen konkreten Anlass, warum Sie sich gerade jetzt zu diesem Schritt entschlossen haben?
Antwort: Eigentlich habe ich schon eine Weile darüber nachgedacht. Vor allem das Schicksal von Michael Schumacher hat mich sehr nachdenklich gemacht – ich frage mich immer, ob jetzt das mit ihm geschieht, was er selbst wirklich gewollt hätte. Und als meine Mutter dann kürzlich von einem Vortrag über Patientenverfügung nach Hause kam, haben wir uns in der Familie über das Thema unterhalten.
Dabei kam heraus, wie sehr die Meinungen über das, was am Lebensende gemacht oder nicht gemacht werden soll, auseinandergehen können.
Und seitdem denke ich, daß es gut ist, wenn ich meine eigenen Wünsche zu Papier bringe.
Außerdem gehe ich jetzt für eine Weile ins Ausland und da hatte ich das Gefühl, daß ich das mit der Vorsorge jetzt tun sollte.
Frage: War es schwierig für Sie, sich mit dem Thema zu befassen?
Antwort: Klar war es sehr ungewohnt, über Krankheit und Tod nachzudenken und ich bin froh, daß ich das jetzt erstmal hinter mir habe!
Aber ich habe auch schon erlebt, daß jemand, mit dem ich zusammen zur Schule gegangen bin, einen tödlichen Unfall hatte. Und so etwas macht einen dann schon nachdenklich.
Für mich war die Beratung bei der Patientenverfügung sehr hilfreich. Ich hätte sonst nicht gewusst, worauf es ankommt und warum bestimmte Formulierungen wichtig sind.
Frage: Nun ist ja aber nicht auszuschließen, daß Sie Ihre Meinung im Laufe der Jahre ändern – wie gehen Sie mit diesem Aspekt um?
Antwort: Da wurde mir erklärt, daß es ohnehin sinnvoll ist, die Patientenverfügung alle paar Jahre durchzugucken, ob man das alles noch so will und neu zu unterschreiben .
Frage: Außerdem haben Sie Ihren Eltern Vorsorgevollmachten ausgestellt….
Antwort: Ja, das habe ich gemacht, weil meine Mutter in dem Vortrag erfahren hatte, daß sie seitdem ich volljährig bin, nicht mehr für mich handeln kann. Wenn mir was passiert, dann will ich schon sicher sein, daß die, die mich am besten kennen, mich vertreten können.
Das Interview wurde von Ingrid Alsleben geführt, ehrenamtliche Hospizbegleiterin und Rechtsanwältin